„Step in“ – Frauen gehen bei indischen Unternehmen in Führung
„Step in“ – Frauen gehen bei indischen Unternehmen in Führung
14% Frauen sind im Senior-Management. 66% aller indischen Unternehmen bieten Frauen flexible Arbeitsbedingungen. Diese beiden Zahlen laden ein, näher auf das Personalmanagement und die Rolle der Frauen in der indischen Wirtschaft hinzuschauen.
Chefin sein
Heinz, der uns vor allem als Ketchup-Produzent bekannte amerikanische Nahrungsmittelhersteller, Colgate-Palmolive, Kellogg’s, Shell, Diageo – bekannt als Getränkehersteller u.a. von Guinness und Johnnie Walker – haben eines gemeinsam: ihre indischen Niederlassungen haben Chefinnen.
Banken und Frauenförderung
Dazu kommt, dass vor allem der Bankensektor Frauen in Spitzenpositionen hat: Chanda Kochhar ist CEO der ICICI-Bank. Naina Lal Kidwal leitet HSBC India. Shikha Sharma ist Chefin der Axis-Bank. Arundhati Bhattacharya führt die State Bank of India. Vijayalakshmi Iyer steht an der Spitze der Bank of India. Shubhalakshmi Panse ist Vorstandsvorsitzende der Allahabad Bank. Archana Bhargava leitet die United Bank of India.
Damit sind Anfang 2015 sieben Spitzenpositionen in der indischen Finanzwelt von Top-Managerinnen besetzt. Das Geld scheint bei ihnen in guten Händen zu sein.
Typische Frauen-Berufe in Indien
Wie nahezu überall auf der Welt und ihren patriarchalisch verfassten Gesellschaften gingen Frauen im Erwerbsleben zunächst „typischen“ weiblichen Berufen nach: Sie wurden Krankenschwester und Ärztin, Lehrerin. Suchten sich eine Anstellung bei Behörden oder machten eine Banklehre. All das galt als sicheres Terrain für sie.
Diese Arbeitsfelder waren die Fortsetzung dessen, was sie klassischerweise zuhause taten: sich um die Familie kümmern, kranke Mitglieder versorgen, Kinder erziehen und das Geld zusammenhalten.
In Führung gehen
Mit der Zeit professionalisierten Frauen ihr Können, erwarben Expertise und sind heute aus dem Kontext der Erwerbsarbeit in Indien nicht mehr wegzudenken. Unternehmen gaben ihnen eine Chance, indem sie die Arbeitsbedingungen familienfreundlicher gestalteten. So konnten immer mehr Frauen trotz und mit Familienzeit Karriere machen und irgendwann in die Spitzenpositionen kommen.
„Karriere zu machen, braucht Zeit“
Chanda Kochhar, seit vielen Jahren Chefin der ICICI-Bank, benennt als eine der förderlichen Bedingungen: „Frauen haben verstärkt vor 20 und 30 Jahren angefangen, ins Berufsleben einzusteigen. Sie sind nach ihrer Familienzeit mit kleinen Kindern wieder an den Arbeitsplatz zurückgekehrt. Jetzt bringen sie viele Jahre Berufserfahrung mit.
Sie haben sich mit ihren Fähigkeiten und ihrem Können unentbehrlich gemacht, so dass sie in Spitzenpositionen kommen. Karriere braucht Zeit und ein Arbeitsklima, das die Familienphase berücksichtigt. Jetzt können wir die Saat, die vor so vielen Jahren ausgestreut wurde, ernten. Frauen sind an der Spitze angekommen.“
„Eine Chance geben und von den Vorzügen der Frauen profitieren“
Ganz wichtig ist, dass die Unternehmen Frauen an der Spitze wollen. Und dies entsprechend fördern. Naina Lal Kidwal hat selbst erfahren, dass ein Ruck durch das Denken in der Unternehmensleitung gehen muss. „Es braucht die Weichenstellung, dass wir tatsächlich an der Spitze gewollt sind.
Wir haben einen anderen Führungsstil, wir sind aufmerksamer, stress-resistenter. Uns ist es ein Anliegen, andere zu fördern. Wir konzentrieren uns auf die Inhalte und wollen die Sache voranbringen. Diese und andere Vorzüge haben im Unternehmen überzeugt.
Aber es dauerte seine Zeit, bis diese Eigenschaften und dieser Stil geschätzt wurde. Indische Firmen mussten das erst lernen und selbst positive Erfahrungen sammeln.“
Empfehlung
„Don’t drop out of workforce“, ist der Rat, den Abanti Sankaranarayanan, Chefin von Diageo India, gibt. „Es gibt Zeiten, in denen die Familie an oberster Priorität steht und das Engagement im Beruf zurückgefahren werden muss. Aber tut eins nicht: Hört niemals auf zu arbeiten. Bleibt an Bord. Nehmt für eine gewisse Zeit Jobs, die etwas weniger Verantwortung erfordern. Aber hört nicht auf, im Berufsleben zu stehen.“
Herzliche Grüße sendet Ihnen Dr. Simone Rappel.
Datenquelle: Grant Thornton’s International Business Report, Boston Consulting Group & Government of India