So zählt Indien – Mengenangaben
So zählt Indien – Mengenangaben
Immer wieder sorgen Angaben wie „Lakh“ und „Crore“ für Verwirrung. Während inzwischen vieles in der indischen Geschäftswelt ziemlich westlich abläuft, wird ganz automatisch mit indischen Mengenangaben gerechnet. Ausschreibungen, Preisverhandlungen, Kostenvoranschläge, Rechnungen, die Angabe von Liefermengen, Einwohnerzahlen – nichts geht ohne lakhs und crores. Lernen Sie diese Besonderheiten und werden Sie interkulturell fit: So zählt Indien.
Ungewohnte Mengenangaben
Die Auflösung des Rätsels ist ganz einfach: Ein lakh ist 100.000. Ursprünglich bedeutet das Wort eine unüberschaubare Menge und scheint etymologisch mit „Lachs“ verwandt zu sein. Also eine unüberschaubare Menge von Fischen, die im Wasser ist. Vielleicht hilft diese Eselsbrücke dem einen oder der anderen. Ein crore sind 10 Millionen.
Ist diese erste Hürde genommen, dann muss man sich noch an die von der internationalen Zifferngruppierung abweichende Schreibweise gewöhnen. Hunderttausend wird in Indien 1,00,000 geschrieben und 1 Crore als 1,00,00,000.
Aufgepasst bei folgenden geläufigen Mengenangaben: 10 lakhs sind 1 Million. 10 crores entsprechen 100 Millionen.
Machen wir wie beim interkulturellen Training Indien einen einfachen Praxistest:
Übung macht den Meister
Hier ein paar Beispiele von typisch indischen Mengenangaben zum Üben: Eine Stadt mit 14 Mio. Einwohnern hat in Indien 140 lakhs. Der Preis für ein 4 Zimmer-Appartement, der in der Zeitungsannonce mit 1,8 cr beziffert ist, sagt Ihnen, dass Sie 18 Millionen Rupien oder rund 225.000 € investieren müssen.
Die Sendung „Wer wird Millionär?“ läuft in Indien sehr erfolgreich unter dem Titel „Kaun banega crorepati?“ Allein die Mengenangabe signalisiert, dass der Hauptpreis nicht 1 Million Rupien ist, sondern 10 Millionen Rupien. Umgerechnet 125.000 €.
Wer hat’s erfunden?
Ganz nebenbei eine kleine Information, um Ihr interkulturelle Kompetenz für den im indischen Geschäftsleben so wichtigen small talk aufzupeppen: Wussten Sie, dass Indien die Null erfunden hat?
Die Null ist eine Innovation aus Indien! Ein frühes Exportgut in alle Welt.
Wir verdanken unsere Art zu rechnen diesem indischen Exportgut aus dem 6. Jahrhundert. Philosophisch ist interessant, dass die „0“ als Symbol für etwas Nicht-Existierendes erfunden wurde und damit das Nichts einen Platz bekommt. Mathematisch ist die Null die Grundlage für das heute international geltende Positionierungssystem, das es erlaubt, mit wenigen Zeichen, unendlich viele Quantitäten abzubilden. In Indien wurde der Punkt bzw. der Kreis als Zeichen für die Null verwendet. Daraus hat sich das bekannte 0-Zeichen entwickelt.
Schon wieder was gelernt, mit dem Sie Ihre interkulturelle Kompetenz Indien unter Beweis stellen und bei Ihren indischen Kollegen oder Geschäftspartnern Pluspunkte sammeln!
Sie wissen: In Indien macht man Geschäfte mit Freunden! Dr. Simone Rappel
PS: Das Titelbild zeigt die Essensausgabe im Goldenen Tempel in Amritsar, dem Haupt-Heiligtum der Sikhs. Hier sind alle eingeladen, am kostenfreien Gemeinschaftsmahl teilzunehmen. Meiner Meinung nach gibt es mindestens ein lakh Teller, Löffel und Schüsseln. Übrigens: Das Essen schmeckt ausgezeichnet!
(Umrechnungskurs: 1 Euro = 80 Rupien)