Religiöse Zeichen in Indien
Religiöse Zeichen in Indien
Indien atmet Spiritualität. Religion ist in der Öffentlichkeit sichtbar. Interkulturelle Kompetenz Indien heißt auch, einige Basics zu kennen. So zum Beispiel wichtige religiöse Zeichen. In einem Training erfahren Sie noch mehr.
Der Punkt auf der Stirn
Das haben Sie schon oft gesehen. Viele Hindus besuchen vor Arbeitsbeginn den Tempel oder beten zuhause und lassen dieses Zeichen den ganzen Tag auf der Stirn. Tilak oder tika heißt dieser Punkt aus Sandelholzpaste und roter Farbe heißt. Er bedeutet, sich bewusst zu sein, dass das Göttliche in einem wohnt. Gott ist mit dem Menschen in Beziehung.
Das dritte Auge
Dass dieser Punkt auf der Stirn angebracht wird, hängt mit dem Glauben zusammen, dass die Stelle an der Nasenwurzel das dritte Auge Shivas bezeichnet, aus dem er das Feuer der Weisheit schickt. Ebenso wird vermutet, dass diese spezielle, besonders sensible Körperstelle der Sitz der Seele ist. Beim Verbrennungsritual wird zum Beispiel der Schädel zerschlagen, wenn er nicht von selbst im Feuer zerbirst, um die ewige Seele aus ihrer vorübergehenden irdischen Wohnstätte zu befreien.
Bindi
Frauen schmücken farblich passend zu ihrer Garderobe ihre Stirn mit einem bindi, meist ein selbstklebendes modisches Accessoire in Punkt-, Stern- oder Tropfenform, das an die oben skizzierte Symbolik anknüpft und den Sitz der Weisheit unterstreicht.
Da sowohl Dalits (= Unberührbare, Kastenlose) als auch Muslime und Christen keinen Punkt auf der Stirn tragen, vermuteten die in Goa siedelnden Portugiesen, dass der tika ein Zeichen der Kastenzugehörigkeit sei. Diese Interpretation hielt sich lange im Westen, ist jedoch völlig falsch.
Roter Faden
Ein anderes Zeichen ist der rote Faden, den Hindus ums Handgelenk gebunden haben. Am rechten Handgelenk bei Männern, am linken bei Frauen ist dieser Faden das Symbol, dass man auf den Segen der göttlichen Trias Brahma, Vishnu und Mahesh (ist eine andere Bezeichnung für Shiva) sowie ihrer Frauen Sarasvati, Lakshmi und Durga vertraut und sich ihres Beistandes versichert.
Achtsamkeit, Wohlstand, Stärke, Weisheit, Gelassenheit, das Fernbleiben aller schlechten Einflüsse sind einige der Auswirkungen dieses Segens. Religiöse Zeichen bringen das zum Ausdruck.
Zu Beginn einer Gebetszeremonie wird unter Anrufung der Namen Gottes der Faden angebunden und bleibt solange, bis er abfällt. So kann es sein, dass mehrere Fäden – auch wenn sie optisch nicht mehr so schön sind – das Handgelenk zieren.
Ein Tipp für Sie: Wenn Ihnen vom Priester ein roter Faden umgebunden wird, tragen Sie ihn bitte über längere Zeit. Damit zeigen Sie, dass Sie die religiösen Gefühle respektieren und auf göttlichen Segen vertrauen.
Herzliche Grüße Dr. Simone Rappel