Religiöse Feiern im indischen Geschäftsalltag
Religiöse Feiern im indischen Geschäftsalltag
Anlässe gibt es genug, um Gottes Beistand zu erbitten oder sich zu bedanken. Auch im Geschäftsleben. Der Vertragsabschluss ist ein wichtiges Etappenziel, das gebührend gefeiert werden soll. Religiöse Feiern gehören in Indien zum Geschäftsalltag.
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Nicht selten schlagen Ihre indischen Partner eine religiöse Zeremonie vor, in deren Mittelpunkt das Anzünden einer Öl-Lampe steht (aarti). Dazu wird in der Lobby oder einem repräsentativen Raum ein hoher Leuchter aufgestellt. An seinem oberem Ende befindet sich eine Schale mit Öl. Kreisförmig ist eine ungerade (= Glück verheißende) Anzahl von Dochten angebracht.
Aarti – Lichtsegen
Als ausländischer Geschäftspartner werden Sie normalerweise als Erster aufgefordert, den ersten Docht anzuzünden. Reihum zünden dann hochrangige Repräsentanten der neu gegründeten Firma die Dochte (meist fünf, sieben oder neun) an.
Licht ist das Symbol des Glücks, der Zufriedenheit, der Reinheit und Makellosigkeit. Seit den frühen Zeiten des Hinduismus auch Zeichen von Gott Agni, der Wärme, Güte, Wohlergehen und Erfolg schenkt. Weiterhin steht Licht für die Weisheit, die alle Dunkelheit des Unwissens vertreibt. Licht besiegt die Finsternis, das Gute das Böse. Das Wissen vertreibt die Ignoranz. Und schließlich auch das Leben in Ewigkeit gewandelt wird.
Eingerahmt ist dieser Moment des Licht-Anzündens von sich mehrfach wiederholenden rituellen Gesängen und Gebeten, die ein Priester spricht. Von der Stimmung her ist so eine Feier ein festlicher Akt, der erkennen lässt, dass hinter allem menschlichen Tun Gottes Kraft steckt. Religiöse Feiern erbitten den Beistand Gottes.
Grundsteinlegung – auf göttlichen Beistand bauen
Etwas mehr Zeit braucht die feierliche Grundsteinlegung. Dazu beauftragt Ihr indischer Geschäftspartner einen oder auch mehrere Priester, die für den Erfolg des gemeinsamen Unternehmens beten.
Da sich diese religiöse Feier meist über mehrere Stunden hinzieht, ist es klug, vorher zu fragen, wann Sie genau teilnehmen sollten. Natürlich können Sie bei der ganzen Feier präsent sein. Erwartet wird Ihre Präsenz allerdings nur zum muhurat, d.h. zum Finale bzw. Höhepunkt der Liturgie.
Einen Baum pflanzen
Elemente sind u.a. die Rezitation der Heiligen Schriften durch die Priester, das Ausheben eines Loches, in das hinein ein Baum (meist ein Mangobaum) gepflanzt wird, um das erhoffte Wachstum auszudrücken. Außerdem das Legen von 9 Steinen, die die 9 Planeten des Sonnensystems symbolisieren sowie das Darbringen einer Kokosnuss. Als Zeichen der Fülle und Vollkommenheit
Mutter Erde
Danach werden die Manager gebeten, den Grundstein zu legen. Dabei denken sie daran, dass es die Mutter Erde ist, aus deren Boden alles Leben kommt. Schließlich wird Wasser über alle Beteiligten ausgesprengt. Ein Zeichen, dass alles unter göttlichem Segens steht.
Den Abschluss der Feierlichkeit bildet ein gemeinsames Essen, bei dem besonders gute Sachen einschließlich vieler Süßigkeiten aufgetischt werden. Die feierliche Grundsteinlegung ist der sichtbare Akt Ihres gemeinsamen Agierens. Von daher versteht es sich selbst, dass Sie im großen Stil feiern. Alle, die Ihr Geschäft bisher mit auf den Weg gebracht haben und vor allem alle Angestellten und Arbeiter sind einladen und werden großzügig bewirte. Damit ist das offizielle Ende der religiösen Feier eingeläutet.
Beten in der Firma – einen Ort dafür schaffen
Empfehlenswert ist es, einen Gebetsraum auf Ihrem Firmengelände einzurichten oder zumindest Götterbilder bzw. -statuen anzubringen. Indien ist mehrheitlich hinduistisch. Die zweitgrößte Religionsgemeinschaft ist der Islam. Hinzu kommen Christen, Sikhs, Jains, Bahais, Buddhisten und Juden.
Bitte überlegen Sie, wie Ihre Belegschaft zusammengesetzt ist und wie Sie es schaffen, die verschiedenen religiösen Traditionen angemessen zu berücksichtigen. Fragen Sie ganz einfach Ihre Geschäftspartner und/oder Mitarbeitenden, welchen Rahmen sie sich für religiöse Feiern wünschen.
Beste Wünsche sendet Ihnen Dr. Simone Rappel.