Eine nachhaltig gute Führungskultur schaffen
Center based leadership: Führen aus der Mitte – was heißt das eigentlich?
Nach Prof. Dr. Simone Rappel
Ihr Schlüssel zur Mitte: Drei W-Fragen
Um herauszufinden, was tatsächlich das Zentrale in Ihrer Organisation ist und dementsprechend die meiste Aufmerksamkeit bekommen soll, ist eine Beantwortung der drei sinnklärenden Fragen unverzichtbar: „Warum?“, „Wozu?“/“Wofür?“ und „Woraus?“/Wonach?“.
Ganz praktisch heißt das: „Warum tun wir das, was wir machen so und nicht anders?“ „Wofür stehen wir?“ „Wofür legen wir uns jeden Tag ins Zeug?“ „Wozu sind wir überhaupt da“? „Warum müsste man uns erfinden, wenn es uns nicht schon gäbe?“ „Was ist uns so wichtig, dass wir in keinem Fall darauf verzichten wollen?“ „Was treibt uns wirklich jeden Tag an, unser Bestes zu geben?
Das Spektrum der Formulierungen ist breit, die Zielrichtung jedoch immer ein- und dieselbe: es geht um das eigentlich Wichtige, den Sinn und Zweck, aus dem sich sowohl die Existenzberechtigung als auch die Identität ableiten und schließlich auch die Authentizität feststellen lässt, d.h. die Konsonanz mit dem, was in der Mitte steht.
Stopp an dieser Stelle:
Haben Sie sich jemals ernsthaft diese Fragen gestellt? Welche Antworten haben Sie gefunden? Was haben Sie damit gemacht? Vielleicht unter den Teppich gekehrt, weil es ja doch angeblich nichts bringt?
Meine These:
Wenn Führung diese sinnklärenden Fragen beantwortet, ist das Wesentliche schon getan!
Jeder kennt dann das, worum sich alles dreht. Das, was wirklich zentral ist. Das gibt Klarheit und Sicherheit. Es ist der innere Kompass, der Ihnen bei all Ihren Entscheidungen Verlässlichkeit und Orientierung gibt.
„Corporate Soul“
und „Corporate spirit“
„Center-based leadership. Führen aus der Mitte“ setzt beim eigentlichen Sinn und Zweck (Purpose) eines Unternehmens an und bewirkt einen Paradigmenwechsel. Das heißt, dass sich der Blick vorrangig zu den bisher gewohnten identitätsstiftenden Fragen „Wer sind wir?“, „Was tun wir?“ und „Wie machen wir das, was wir tun?“ auf die eigentliche Sinnmitte einer Organisation richten muss: auf ihre Seele und ihren Geist. Das Englische kennt dafür die Begriffe „Corporate Soul“ und „Corporate spirit“.
Inside out. Führen aus der Mitte – Konkret bedeutet das: die Mitte entscheidet über den „Lebens-Sinn“ und die Zukunftsfähigkeit einer Organisation. Ausgehend von dem, was „wirklich wichtig“ und der eigentliche „Sinn und Zweck“ des Ganzen ist und deshalb im Zentrum steht, erfolgt die Definition dessen, was das jeweils unverwechselbar Eigene ist.
„Der Spiegel der Seele“
Identität ist dann der Ausdruck der zuvor bestimmten Mitte. Wir können auch sagen: Der Spiegel der Seele. Strategische Fragen über die Positionierung, den Markenauftritt, die Kommunikation etc. sind erst umfänglich beantwortet, wenn sie Bezug nehmen auf die als sinnbestimmend identifizierten Werte, die wirklich im Mittelpunkt stehen.
Außerdem wird durch die Klärung dessen, „worum es überhaupt geht“, „was wirklich Sache ist“, „wofür man antritt“, „wonach man strebt“ usw. der Weg frei, sich zu diesem ermittelten Sinn-Profil durch Zustimmung oder Ablehnung zu verhalten. Commitment gibt es nicht ohne vorherige Klärung dessen, was tatsächlich in der Mitte steht.
Einen Kompass haben: Klarheit und Sicherheit
Neben Klarheit verschafft die Bestimmung der Mitte hauptsächlich Sicherheit, die im Horizont von immer höherer Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit (Stichwort VUCA-Welt) als Entscheidungsgrundlage zunehmend wichtiger wird.
Agilität aus Stabilität
Wer um seine Mitte weiß, steht stabil und ist aus dieser Haltung heraus agil, Entscheidungen zu treffen. Er handelt aus dem für ihn Zentralen, das ihm als nicht Verhandelbares gilt und die Grenzen der Anpassung und Flexibilität markiert. Die eigene Mitte zu kennen bietet den Vorteil, sich immer wieder verlässlich an ihr auszurichten und sich im Zentrum re-fokussieren zu können.
Entscheidungen werden dann aus dieser Sinn-Mitte, die Halt und Orientierung bietet, heraus getroffen. Aus der Mitte heraus: Inside out!
Dagegen tritt das bisher vornehmlich handlungsleitende Konzept von Top down in den Hintergrund, das nicht selten im Muster von Befehl und Gehorsam daher kommt und Führung schon allein dadurch legitimiert, dass sie in der Hierarchie oben ist.
Kreis statt Pyramide
Wenn wir zur Illustration dieses Wandels grafische Symbole suchen, dann könnten wir sagen: Kreis versus Pyramide.
An die Stelle der Pyramide mit ihrer hierarchischen Top down-Logik tritt das Bild des Kreises mit mehreren Ringen, der die existenzielle Frage nach dem WHY in die Mitte stellt, zu dem sich alle committen müssen, um nachher wirklich kraftvoll miteinander an einem Strang in dieselbe Richtung zu ziehen, und ausgehend davon die Werte zu klären sowie in einem weiteren Schritt gemeinsam nach einer motivierenden Vision zu suchen, bis schließlich die Wirkkraft dieses Tuns im Erfolg nach Außen hin sichtbar wird.
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